Wie aus Bitterem Süßes wird (von Dr. Rex-Oliver Wagner, Prädikant Bad Tabarz)
Die deutsche Informationsstelle für Statistik teilt mit:
11,4 Kilogramm pro Jahr isst jeder von uns durchschnittlich davon. Teilt man
dieses Gewicht durch 365 Tage, ergeben sich 31 Gramm pro Tag. Es sind keine
Gelbe Rüben, auch keine Trauben, ich rede nicht von Salzkartoffeln, nicht von
Wurst, sondern: Schokolade.
Seit 1520 ist dieser Luxusartikel bei uns bekannt. Damals
wurde der Vorgänger der heutigen Schokolade nur von Apothekern und Konditoren
hergestellt.
Heute werden Kakaobohnen in großem Stil gereinigt und
geröstet. Danach erfolgt die feine Mahlung, bis eine flüssige Masse entsteht -
die Kakaomasse. Dieses Rohmaterial ist noch ungenießbar -- es ist noch viel zu
bitter zum Essen.
Zur Kakaomasse werden Zucker, Milchpulver und Kakaobutter
beigemischt. Wenn man die Schokolade in diesem Zustand essen würde, würde man
merken, dass sie immer noch bitter schmeckt.
Deshalb folgt jetzt der entscheidende Schritt. Die Masse wird jetzt
erwärmt und hin- und her gewälzt. Die Konditoren nennen das
"conchieren".
Durch stundenlanges hin- und herbewegen gehen die
Bitterstoffe aus der Schokomasse. Die Schokolade bekommt ihren zarten Schmelz.
Je länger die Masse conchiert wird, desto besser wird nachher die Qualität.
Dieser Vorgang bei der Herstellung von Schokolade ist mir
wichtig geworden.
Jesus will mein Leben bewegen, so dass alle Bitterstoffe in
meinem Leben nach und nach entweichen. Mein Leben, das von Jesus bewegt ist,
soll „zartschmelzend“ werden, weil Jesus es aus Liebe und in Liebe in Seinen
guten Händen hält. Ein angenehmer Geschmack (Wohlgeruch), der auch andere
Zeitgenossen ermutigt, auch ihr Leben in Seine wunderbaren Hände zu geben.
Der Bitterstoff der Schuld hat Auswirkungen auf allen
Beziehungsebenen: zu Gott, zum Nächsten und zu mir selbst.
Jesus sagte einmal: „Wenn dir dort im Tempel einfällt, dass
dein Bruder etwas gegen dich hat, dann lass alles stehen und liegen und
versöhne Dich zuerst mit ihm.“ Heftig. Das Opfertier ist gekauft oder sogar von
zu Hause mitgebracht. Der Priester hat geprüft, ob alles in Ordnung ist. Jetzt
alles stehen und liegen lassen?
Stellt dir vor, wie wichtig Gott Versöhnung ist. Wenn ich
einem anderen Menschen gegenüber schuldig geworden bin, dann soll ich die Sache
schnellstens in Ordnung bringen. Ich soll Dinge nicht auf lange Bank schieben.
Das hat oberste Priorität. Alles andere kann warten.
Versöhnung ist wichtiger als das Opfer.
Versöhnung ist wichtiger als Gottesdienst.
Versöhnung ist überhaupt die Voraussetzung für richtigen
Gottesdienst.
Gott liebt Gemeinschaft so sehr. Darum legt ER so viel Wert
darauf, dass geknickte Beziehungen wieder bereinigt und heil werden. Ihm tut es
weh, wenn Streit, Neid und Bitterkeit dein Leben beeinträchtigen und dich
krankmachen.
Schuld ist wie ein Virus, der auf Abstand bringt, der
hochansteckt ist, aber gegen den es, Gott sei Dank, ein Heilmittel, eine
Gesundkur gibt.
Gott bietet uns einen Ausweg an. Er freut sich, wenn wir
Schritte aufeinander zugehen und so Seinen Frieden erfahrbar machen. Du und ich,
wir sind aufgefordert, Verantwortung und Initiative zu übernehmen.
Wenn es um Versöhnung geht, sind wir zum Handeln
aufgefordert. Häufig denken wir: „Soll der andere doch zu mir kommen. Ich will
nicht immer den ersten Schritt machen“. Doch dieses Denken ist nicht im Sinne
Jesu. In Mt 18 sagt Jesus: Wenn der andere ein Unrecht begangen hat sollen wir
die Initiative übernehmen.
In dem Abschnitt aus der Bergpredigt heißt es: „Wenn Dir in
den Sinn kommt, dass dein Bruder etwas gegen Dich hat, geh hin.“
Auf die Frage, wer den ersten Schritt machen soll, würde
Jesus antworten: „Immer Du! Warte nicht, bis der andere kommt, sondern sei Du
bereit. Tue es auch für dich selbst. Egal, ob Du Dich im Recht fühlst oder
nicht. Geh hin! Verliere keine Zeit! Versöhnung hat oberste Priorität!“ Gerade
da, wo du zur Stille kommst oder die Stille vor Gott suchst, beginnt ER zu DIR
zu reden.
Ob jetzt die Kinder nerven, weil sie keine Lust zum Lernen
haben, ob die Finanzen knapper werden und einschneidende Entscheidungen
anstehen, bei einem schönen Stück Schokolade überlege dir doch heute: Wo will
Jesus dich bewegen, um Bitteres bei IHM loszulassen?
Vertraut auf Jesus und bleibt behütet!
Dr. Rex-Oliver Wagner, ord. Prädikant Bad Tabarz