19. März 2014

Ein Wort zur Fastenzeit


Liebe Tabarzer, liebe Freunde und Gäste,
eine Blumenzwiebel in der Hand. Wenn aus dieser Zwiebel – so Gott will – zum Osterfest eine Narzisse blühen soll, dann muss sie rechtzeitig in der Erde vergraben werden. Und dieses Begraben und Erblühen ist ein schönes Bild für die vor uns liegende Zeit. Es ist die Fasten- oder Passionszeit, in der wir auch das Dunkle des Lebens am Beispiel unseres Herrn Jesus bedenken – Leiden, Anfechtung, Schmerz und Tod. Aber wir wissen, dass es nicht dabei bleibt. Wie Gott jedem Winter einen neuen Frühling folgen lässt, so zeigt er uns im Lebensweg Jesu, dass das Dunkle und das Leidvolle, ja auch der Tod von Gottes Liebe aufgehoben sind. Ein verwandeltes und neues Leben. So, wie aus der Blumenzwiebel eine schöne Blume entsteht, wenn sie aus dem Dunkel der Erde hervorbricht. Diese österliche Freude möge uns auch in den eigenen Dunkelheiten des Lebens Licht und Hoffnung sein. Und die Sonnenstrahlen, die nun von Tag zu Tag wärmer und kräftiger werden, mögen uns daran erinnern.
So eine Blumenzwiebel zeigt uns noch etwas anderes. In der Zwiebel ist bereits alles
angelegt, was später die Blume ausmacht – die Farbe und Form der Blüte, die Blätter. Damit aber offenbar werden kann, was in ihr steckt, braucht es Geduld und Warten. Verwandlung und neues Leben braucht Zeit.
Auch in uns Menschen ist bereits alles angelegt, was Gott sich mit uns gedacht hat. Diesen Kern nennen wir Seele. Und die Zeit vor Ostern lädt ein, geduldig zu sein, sich Zeit zu nehmen, um das Wesentliche wiederzuentdecken – tief in uns selbst. Auf die Bewegungen der Seele achten, die im Lärm und Stress des Alltags oft nicht zu Wort kommen. Vielleicht müssen wir dann auch durch manche dunkle Wege unseres Seelenlebens hindurch – so wie die Zwiebel in der Erde. Aber wir können dadurch wachsen zu den Menschen, die wir eigentlich sein sollten. Menschen – verwurzelt in der Erde und zugleich aufrecht in Richtung Himmel strebend.
Eine besinnliche Fastenzeit und eine fröhliche Osterzeit!
Das wünscht Ihnen Ihr Pfarrer Kunze